Politische Werbung: Gefallen geht über Verstehen

Politische Werbung ist ein Kapitel für sich. Das Spannungsfeld zwischen Aufmerksamkeitserregung, Informationsvermittlung und Seriosität ist ein weites. Wahlkampf – im Wort selbst schwingt bereits die Macht mit, der Stärkere wird gewinnen. Bei manchen Wahlplakaten sieht man mehr Machtdemonstration als bei anderen. Macht wird durch Kompetenz oder Provokation demonstriert. Nachweis für die Kompetenz sind die besetzten Themen.
Geht es dabei nur um die Aufmerksamkeitserregung inmitten der Reizüberflutung? Geht es darum, politisch passive Wählerschichten zu aktivieren – nämlich für die Partei zu stimmen?
Wahlwerbung …

Verona Pooth und Iglo – kann das gut gehen?

Heute lese ich, dass Iglo nicht nur die Agentur gewechselt –  von Scholz & Friends zu BBDO -, sondern auch wieder Verona Pooth als Testimonial verpflichtet hat. Den Spot kenne ich noch nicht, aber mein semiotisches Gespür sagt mir, dass das nicht gut gehen kann. Verona machte zuletzt Werbung für den Billigdiskonter kik – und das meiner Meinung auch recht unglücklich für kik (nachzulesen unter folgendem Link: https://bit.ly/a6aZzt).
Wieso wählt man Verona als Testimonial aus? Welche Werteübertragung erwartet sich Iglo? Oder …

Wozu Marktforschung?

Ist Marktforschung in Zeiten der Krise wichtig oder nicht? Sieht man sich die Umsatzzahlen der Branche an, ist die Antwort klar: Nein! Budgets sind rückläufig, Mafo wird vernachlässigt. Auf welcher Basis werden dann Strategien ausgearbeitet? Bauchgefühl? Erfahrung? Beobachtung? Eigene Mafo, indem man intern in der Kantine befragt, Bekannte, Freunde, Familie? Nennt man das dann gar qualitative Marktforschung? Sie meinen, das ist zynisch? Hm, ein wenig, aber Zynismus ist ja der kleine Bruder der Wahrheit, oder?
Also, woran liegt es nun wirklich, …

Baumarktstudie mit Hindernissen

Wir führen gerade eine Baumarktstudie für das Fachmagazin ÖBM (Der Österreichische Baustoffmarkt) durch und sind dabei auf der Suche nach Zahlen, Daten, Fakten.
Erstaunlich: Wir haben die bekannten Baumärkte telefonisch kontaktiert und nach Standorten, Flächenentwicklung, Mitarbeiterveränderungen und Umsatzentwicklungen gefragt. Die meisten Baumärkte waren unkooperativ. Positiv hervorgestochen sind bauMax, OBI und hagebau. Danke für die Mithilfe, eine aussagekräftige Studie durchzuführen.
Wieso haben Unternehmen Angst vor Transparenz und Vergleichbarkeit? Ein Benchmarking kann ja durchaus auch strategisch weiterbringen. Naja, wir hoffen auf kooperative weitere Gespräche.

White Power mit Folgen. Unilevers semantischer Fehler

Weiße Kraft in fatalem Bedeutungskontext
Unilever hat mit der globalen Kampagne „White Power“ in der Türkei für große Aufmerksamkeit gesorgt. Was Unilever übersehen hat: „White Power“ ist ein in der Neonazi-Szene verwendeter Begriff. Auch wenn nur wenige Personen in Kenntnis darüber sind, so wissen es zumindest diejenigen, die einer bestimmten Gruppierung angehören. Wenn demnach ein Großkonzern in der Türkei ein Plakat mit weißen Europäern darstellt – dies ist schon eine Gratwanderung – und obendrein von der weißen Kraft spricht, kann …

CDU Wahlkampf auf substanziellem Niveau

Vera Lengsfeld von der Berliner CDU setzt ein Zeichen: Ansprache der breiten Masse und Aktivierung der Journalisten mittels weiblicher Reize. Frau Lengsfeld und Frau Merkel posieren auf den Wahlplakaten mit tiefem Ausschnitt. Die Botschaft und das Versprechen bleibt auf einer oberflächlichen Ebene. Botschaften werden von Betrachtern decodiert. Die Sprache des Werbeplakates weist Codes des Sexuellen auf. Ja, Sex geht alle an. Politische Inhalte, wie man weiß, werden von vielen ignoriert. Die Konnotationen gehen nicht in die Tiefen politischer Inhalte. Ohne …

Herolds Hängebusen – what’s the message?


Schwarze Linien und Sprechblasen – Hängebusen, die miteinander kommunizieren. Witzig oder geschmacklos? Je nach Betrachter beides. Wir haben es in der Darstellung mit einem Teil von etwas Ganzem zu tun: die Brust der Frau. Es gibt demnach eine klare Zuordnung des Körperteiles zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Nicht so wäre es bei der Nase oder den Ohren (wobei sich auch Menschen mit nicht dem Schönheitsideal entsprechenden anderen Körperteilen diskriminiert fühlen könnten). Die weibliche Bevölkerung sieht darin eine Diskriminierung durch Reduktion …

Eskimo wirbt mit rassistischen Codes – I will mohr

Die Medien überschlagen sich zur Werbekampagne von Eskimos neuem Eis. Der Werberat schaltet sich ein. Menschenverachtende Werbung. Die verwendeten Codes des Sujets deuten in eine rassistische Richtung. Die Botschaft „I will mohr“ erzeugt Konnotationen in Bezug auf stereotype Muster. „Mohr“ oder „Neger“ sind im politisch korrekten Sprachgebrauch verschwunden. Die positive Bedeutung des Mohren, wie sie sich geschichtlich zeigt, ist nicht in den Köpfen der Gesellschaft. Vielmehr handelt es sich um Begriffe der rassistischen Abgrenzung von Menschen dunkler Hautfarbe, wie …

BMW ermahnt Mitarbeiter – semantische Feinheiten

BMW setzt ein Zeichen – Mitarbeiter, die Autos des Mitbewerbes fahren, haben im Juni eine Botschaft an ihrer Windschutzscheibe vorgefunden: „Was stimmt hier nicht?“ Danach heißt es: „Sie arbeiten gerne bei uns. Sie wissen Ihren Arbeitsplatz und Ihr Einkommen zu schätzen. Aber Sie fahren ein Fahrzeug der Konkurrenz.“ Aufforderung oder freundlicher Denkanstoß? Laut BMW zweites.
Bei der dieser Botschaft gilt es, den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmen zu beachten: Stellen werden abgebaut, der eigene Job ist womöglich gefährdet. Menschen wollen Verluste und Risiken vermeiden – …